Philipp Jarnach

*  26. Juli 1892

†  17. Dezember 1982

von Stefan Weiss

Essay

Wenn Jarnach am 24.Juni 1917 seinem damaligen Wohnungsnachbarn James Joyce schrieb, dieser sei „un de ceux – bien peu nombreux – pour qui leur Art est une chose sacrée,“ so zählte er implizit auch sich selbst zu diesem Künstlertypus. Jarnachs Festhalten am Prinzip „l'art pour l'art“, eine Haltung, der er Zeit seines Lebens treu blieb, sonderte ihn in den 20er-Jahren, als die Rezeption seiner Musik ihren Höhepunkt erreichte, von den herrschenden deutschen Strömungen und insbesondere von Paul Hindemith als der Zentralfigur der Neuen Sachlichkeit ab. Die Vorstellung einer Gebrauchsmusik war Jarnach fremd; Musik, sofern dem Kunstbereich zugehörig, war nicht Zwecken unterzuordnen, die außerhalb ihrer selbst liegen. So leistete Jarnach – vielleicht mit Ausnahme der Zehn kleinen Klavierstücke (1927) – keinen Beitrag zu der seinerzeit viel bedachten Gattung der Laienmusik. Ebensowenig stellte er seine Kunst in den Dienst kunstfremder Aussagen: Weder zur Zeit seiner Mitgliedschaft in der aus linksgerichteten Künstlerkreisen hervorgegangenen Novembergruppe (ca. 1922–26), noch als Kompositionslehrer an einer staatlichen Musikhochschule der NS-Zeit formulierte er eine musikgebundene politische Stellungnahme, ob nun pro oder contra zum jeweils opportunen Geist, und auch retrospektiv fanden NS-Zeit und 2.Weltkrieg keine äußerliche Widerspiegelung in seinem ...